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San Antonio

River Walk − Die Fahrt nach San Antonio ist nicht weit. Dafür benötigt die Suche nach einem Motel mehr Zeit als gerechnet. Im La Villita Inn finden wir schliesslich ein preiswertes Zimmer. Aber wo bitte schön sollen wir Nanuq parkieren? Das Englisch des indischen Receptionisten verstehen wir genau so schlecht wie er das unsere.

Wir richten uns im Zimmer ein und schalten dabei kurz Lulu’s neuen Lieblingssender TLC ein. Doch anstatt den Bausendungen, flackern um diese Zeit nur die Sorgen und Freuden frischgebackener Eltern und ihrer Babys über den Bildschirm. Nichts das uns länger vor dem Bildschirm hält. Wir machen uns auf den Weg, San Antonio zu entdecken.

Als erstes laufen wir dem berühmten River Walk entlang, dessen Uferbänke bereits in den 30er Jahren mit Bäumen hübsch bepflanzt wurden. Cafés, Bars, Geschäfte, Galerien und Hotels säumen den San Antonie River auf etwa 5 Kilometer Länge. Während auf dem Fluss Touristenboote verkehren, herrscht auf der Uferpromenande emsiges Sehen und Gesehen werden. Die südeuropäische Atmosphäre lässt Ferienstimmung aufkommen und macht vergessen, dass wir uns in einer amerikanischen Grossstadt befinden.

Zum Znacht setzen wir uns in ein mexikanisches Restaurants am River Walk. Das Essen ist nicht überragend und der Service geht in Richtung Touristenabfertigung. Der gemütlichen Stimmung unter den farbigen Sonnenschirmen und Lichterketten tut es jedoch keinen Abbruch. Und von irgendwoher her dringt Dudelsackmusik an unser Ohr.

Nach dem Essen flanieren wir ein weiteres Stück dem River Walk entlang, durchqueren ein Einkaufszentrum und gelangen schliesslich zum hell erleuchteten Alamo. Diese geschichtsträchtige Missionskirche und Festungsanlage wollen wir uns morgen bei Tageslicht genauer ansehen. Als wir zum Hotel zurückkehren, hören wir Dudelsacksmusik. Obwohl der Musikant, der Lautstärke nach zu urteilen, gleich um die nächste Ecke stehen muss, können wir ihn nirgends sehen.

 

La Villita − Am nächsten Morgen besichtigen wir den historischen Distrikt La Villita, welcher in der Nähe unseres Hotels liegt. Das ehemalige Stadtzentrum wurde restauriert und beheimatet nun viele kleine Läden, Gallerien und Restaurants. Man findet Töpferwaren, Schmuck, Bilder, Webereien und allerlei Duftkerzen und Räucherstäbchen. Für Markus’ empfindliche Nase definitiv zuviel... wir ziehen weiter.

So gelangen wir zum Arneson River Theater, welches direkt am River Walk liegt. Dabei befindet sich die Openair Bühne und Kulisse auf der einen Seite des Flusses und die Zuschauertribüne in Form eines Amphitheaters auf der anderen. Die Aufführungen hier sind sicher ein schönes Erlebnis.

 

Remember the Alamo − Unsere nächste Station ist «the Alamo». Die ehemalige Missionskirche und Festungsanlage ist ohne Zweifel eine der bedeutendsten historischen Stätten Texas’ und gilt als Symbol für Tapferkeit und den Kampf um Freiheit.

Alamo ist eine von fünf Missionen, welche die Spanier in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Ufer des San Antonio River gründeten. Ihr ursprünglicher Name lautete: «Mission San Antonio de Valero». Über sieben Jahrzehnte diente sie den spanischen Siedlern und den zum Christentum konvertierten Indianern als Glaubensstätte. Nach der Säkualisierung (Verweltlichung) der Missionen durch die spanische Regierung Ende des 18. Jahrhunderts, wurde «the Alamo» zu einer befestigten Militäranlage umgebaut.

Entscheidende Bedeutung erlangte «the Alamo» im siebenmonatigen texanischen Unabhängigkeitskrieg (1835-1836) gegen Mexiko. Dabei verschanzten sich ca. 189 texanische Freiheitskämpfer in der Festung und hielten 13 Tage lang dem Angriff einer mehreren tausend Mann starken Truppe der Mexikaner stand. Trotzdem ging die Schlacht am 6. März 1836 verloren. Alle involvierten Freiheitskämpfer verloren ihr Leben. Dennoch erwies sich die Schlacht um Alamo aus texanischer Sicht für den weiteren Verlauf des Unabhängigkeitskrieges von Vorteil, denn es verschaffte ihnen Zeit ihre Truppen zu sammeln. Nur wenige Wochen später gewannen sie an einem anderen Schauplatz unter der Führung von Sam Houston und mit dem Schlachtruf «Remember the Alamo» den Krieg.

Texas war nun unabhängig und wurde eine Republik. Am 29. Dezember 1845 trat Texas als 28. Bundesstaat den Vereinigten Staaten bei.

Heute ist die Mission mitsamt dem umgebendem Gelände eine historische Gedenkstätte, welche die fast 300 jährige Geschichte von «the Alamo» dokumentiert. Im Hauptgebäude erinnern Bronzetafeln an die Namen der Gefallenen. Ausgestellt sind auch Waffen und andere Gegenstände aus der Schlacht. Wir finden die Stimmung in der ehemaligen Kirche sehr düster und suchen daher den nächsten Ausgang. Die üppig bewachsene Gartenanlage, die uns draussen erwartet, gefällt uns gleich viel besser.

 

Same, same but different − Nachdem wir uns im Schatten einer Pergola beim Alamo ausgeruht haben, machen wir uns auf den Weg zum Market Square. Laut der Touristeninformation soll hier die Atmosphäre eines mexikanischen Marktes herrschen. Doch anstatt des von uns vorgestellten bunten Treibens rund um Verkaufsstände mit mexikanischem Kunsthandwerk und preiswerten, authentischen Restaurants, finden wir nur kitschige Billigware und Touristenlokale mit überhöhten Preisen. Enttäuscht ziehen wir wieder ab und laufen den langen Weg zurück in die Innenstadt. In einem Secondhand-Laden können wir doch noch unsere Einkaufslaune nachgehen. Und den Hunger stillen wir mit einem Thon-Sandwich bei Johnny Rocket’s.

Vor dem Rivercenter Einkaufszentrum spricht uns ein Vertreter eines Ferienressort an. Er will uns für Morgen eine Besichtigungstour durch ihre Anlagen schmackhaft machen. Es bestünden absolut keine Verpflichtungen und als Dank für die entgegengebrachte Zeit und Aufmerksamkeit winken drei gratis Nächte in einem ihrer Hotels in den USA. Tönt alles sehr verlockend, doch wir lassen uns nicht beirren. Morgen wollen wir das San Antonio Stock Show & Rodeo besuchen. Darauf freuen wir uns nämlich schon lange.

Nachdem wir in der Shopping Mall ein paar Einkäufe getätigt haben (Sonnenbrille, T-shirt), kommen wir an einem Laden vorbei, der Metalltafeln verkauft. Nebst alten Werbeslogans hat er auch ein paar moderne Schilder mit mehr oder weniger lustigen Sprüchen im Angebot. Uns gefällt eine, die den kleinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen thematisiert. Da uns der Preis zu hoch ist, fragen wir die Verkäuferin, ob wir die Tafel fotografieren dürfen. «No problem, go ahead.» Was Kundenfreundlichkeit anbelangt, sind die USA top.

 

Hurricane − Auf unserem Stadtrundgang haben wir heute ein Pat O’Brien’s entdeckt. Markus hat die Bar- und Restaurantkette aus alten Trek America Zeiten in feuchtfröhlicher Erinnerung. Mit Lulu geht es zwar gesitteter zu als damals, das Essen schmeckt dafür umso besser. Wir bestellen mit Jambalaya und einem Reis- und Bohneneintopf zwei typische Gerichte aus New Orleans (das erste Pat O’Brien’s wurde 1933 in New Orleans eröffnet). Das Lokal in San Antonio besteht aus verschiedenen Räumlichkeiten. Dazu gehört ein Innenhof mit einem Brunnen, zwei Bars, wovon in einer live Piano gespielt wird und der Briars Suite, die man für private Anlässe mieten kann.

Auf dem Weg nach Hause, ihr ahnt es schon, hören wir wieder den Dudelsackspieler. Als wir den tiefer gelegenen River Walk verlassen und über eine Treppe die Hauptebene erreichen, finden wir ihn endlich. An einer Bushaltestelle marschiert er wie ein Soldat auf und ab und bläst dabei unermüdlich in seinen Dudelsack. Da er keinen Hut für Spenden ausgelegt hat, nehmen wir an, dass er zum Üben hierhin kommt. Denn obwohl uns die Musik gefällt, können wir seine Nachbarn gleichwohl verstehen.